Die Milchkontrolldaten (MLP-Daten) stellen für die Milchproduzentinnen und -produzenten ein wichtiges Werkzeug dar. Sie sind der Schlüssel zur richtigen Interpretation der Milchleistung (wir berichteten).

Dreissig Jahre lang arbeitete man mit der sogenannten 9-Felder-Tafel. Weil sich die Haltungs- und Fütterungskonzepte, Futterqualität und –verfügbarkeit sowie Tierbetreuung «stark verbessert» haben – wie es die Agridea schildert – haben Akteure das alte System nun mit dem neuen ersetzt.

Neu sind es 6 Felder

Die neue 6-Felder-Tafel soll nun an der veränderten Landschaft der Milchproduktion angepasst sein. Damit erhofft sich die Branche, dass sich die gehäuften Hinweise, Kühe mit den vorher genutzten Wertebereichen falsch beurteilt zu haben, abnehmen. «Vor allem die getroffenen Aussagen im Hinblick auf eine Energieunterversorgung standen im Widerspruch zu anderen in der Praxis genutzten Merkmalen», wie die Agridea das Problem erklärt.

Das überarbeitete Hilfsmittel soll auch dazu dienen, die Fütterung zu optimieren, die Milchproduktion ökonomischer und ökologischer zu machen und somit dem Absenkpfad «Nährstoffe» Rechnung zu tragen.

Leistung ausschöpfen

Optimierte Rationen ermöglichen es wiederum, das gewünschte Leistungsniveau von gesunden Tieren auszuschöpfen, ohne unnötig in Futtermittel zu investieren.

Durch die Gegenüberstellung des Fett-Eiweiss-Quotienten (FEQ) zum Harnstoffgehalt lässt sich die Energieversorgung der Kühe bewerten. Ein FEQ über dem Grenzwert weist beispielsweise auf einen Energiemangel hin.

Neues Optimum

Neu wird laut dem Merkblatt der Agridea ein optimaler Milchharnstoffgehalt von 15 mg/dl bis 25 mg/dl bzw. bis 27 mg/dl beim Braunvieh dargestellt. Aus der Auswertung des Schweizer Datensatzes sowie anhand weiterer neuerer Untersuchungen konnte keine Leistungssteigerung bei höheren Milchharnstoffgehalten festgestellt werden, so die Autoren. Die Senkung der Grenzwerte entspricht einer Reduzierung der bisherigen Grenzen um jeweils 5 mg Harnstoff/dl. Ein Harnstoffgehalt über dem Optimum weist auf eine Überversorgung mit Rohprotein hin.

Das Merkblatt listet auch die möglichen Korrekturvorschläge, wenn eine Ketose in der Startphase, Pansenfermetations-Störungen oder eine Verfettungsgefahr in der Spätlaktation vorliegt.

Energie und RP balancieren

In spezifischen Fütterungssituationen, wie etwa, wenn die Futtergrundlage grösstenteils aus Weidegras besteht oder aufgrund fehlender anderer Futtermittel nicht ausgewogen werden, können auch höhere Harnstoffgehalte auf Herdenniveau toleriert werden, so die Agridea. Dennoch sollte man, wenn immer möglich, eine Ausbalancierung der Ration betreffend Energie und Rohprotein anstreben, wie die Autoren des Merkblattes betonen.

Hier finden Sie das Merkblatt zum Thema

Futteroptimierung anhand der Milchharnstoffgehalte und des Fett-Eiweiss-Quotienten (FEQ)

 

Milchharnstoff normal / FEQ normal
Ursache: -
Massnahme: Keine Korrekturen notwendig. Bei Wunsch einer Milchleistungssteigerung muss auf eine ausgeglichene Steigerung der Einzelkomponenten geachtet werden. Das Verhältnis von APDE zu APDN sollte bei den zu ergänzenden Futtermitteln möglichst eng gewählt werden.

Milchharnstoff hoch / FEQ normal
Ursache: Überschüssiges pansenabbaubares Protein kann nicht von den Pansenmikroben in wertvolles Mikrobenprotein umgewandelt werden. Das überschüssige Protein wird über die Leber in Harnstoff umgewandelt und über Harn und Milch ausgeschieden. Diese Umwandlungsprozesse sind energieaufwendig und belasten die Leber und den Stoffwechsel. Länger anhaltende Überschüsse an pansenabbaubarem Protein können Klauenerkrankungen fördern. Darüber hinaus kann dies ebenfalls Gebärmutterentzündungen fördern und damit zu Fruchtbarkeitsproblemen führen.

Massnahme: Grundfutter oder Ergänzungsfutter mit hohen Gehalten an pansenabbaubarem Protein reduzieren sowie die reduzierte Menge dieser Futtermittel ausgleichen. Zum Ausgleich sollten Futtermittel mit einem engen APDE zu APDN Verhältnis verwendet werden. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Ration auch nach dem Ausgleich dem Leistungsniveau der Kühe entspricht. Nur in besonderen Fütterungssituationen, z. B. wenn die Futtergrundlage zu grösseren Teilen aus Weidegras oder Grassilagen mit viel pansenabbaubarem Protein besteht oder aufgrund fehlender anderer Futtermittel nicht ausbalanciert werden kann, sind auch Harnstoffgehalte > 25 mg/dl auf Herdenniveau zu tolerieren.

Milchharnstoff tief / FEQ normal
Ursache: Mangel an pansenabbaubarem Protein führt zu einer verminderten Pansenfermentation. Das Leistungspotenzial der Mikroben im Pansen kann nicht voll ausgeschöpft werden. Die Folge können Milchleistungseinbussen sowie eine schlechte Persistenz der Milchleistung sein. Darüber hinaus kann ein Mangel an pansenabbaubarem Protein zu einer Verschlechterung der Faserverdaulichkeit und einer Pansenfermentationsstörung führen. Durch eine Verschlechterung der Faserverdaulichkeit kann der Milchfettgehalt sinken, auffällige Tiere werden mit einem S gekennzeichnet.

Massnahme: Proteinversorgung prüfen und ggf. pansenabbaubares Rohprotein in der Ration ergänzen. Eine Ergänzung ist über Grundfutter mit erhöhtem Rohproteingehalt oder Ergänzungsfutter mit einem weiten APDE / APDN Verhältnis zugunsten APDN möglich.

Milchharnstoff tief / FEQ hoch
Ursache: Startphase: Ein Mangel an pansenabbaubarem Protein führt zu verminderter Pansenfermentation und kann zur Verzehrdepression führen. Eine ungenügende Energieversorgung führt darüber hinaus zur Mobilisierung von Körperfett, was wiederum zur stillen Brunst bzw. Fruchtbarkeitsproblemen führen kann. Produktionsphase / Altmelkphase: Ein Mangel an pansenabbaubarem Protein führt zu verminderter Pansenfermentation und kann zur Verzehrdepression führen. Eine ungenügende Energieversorgung führt darüber hinaus zur Mobilisierung von Körperfett.

Massnahme: Futterverzehr der Kühe sowie Vorlagemenge prüfen und an den Leistungsstand der Tiere anpassen. Auf der Weide evtl. eine grössere Parzelle zuteilen. Gleichzeitig sollte eine Rationsberechnung anhand von Laborwerten der vorgelegten Futterkomponenten erfolgen. Eine Rationsberechnung ermöglicht eine Aussage darüber, ob eine Anpassung der Menge pansenabbaubaren Proteins bzw. Energiedichte der Ration notwendig ist.

Milchharnstoff normal / FEQ hoch
Ursache: Eine ungenügende Energieversorgung wird über die Mobilisierung von Körperfettreserven kompensiert. Bei einer zu ausgeprägten Mobilisierung der Körperreserven (Abmagern) besteht das Risiko von Stoffwechselkrankheiten wie z. B. Ketose. Meistens äussern sich diese Störungen schleichend und können zu Fruchtbarkeitsproblemen wie Brunstlosigkeit, keine oder schlechte Brunstsymptome und Zysten führen.

Massnahme: Futterverzehr der Kühe sowie Vorlagemenge prüfen und an den Leistungsstand der Tiere anpassen. Auf der Weide evtl. eine grössere Parzelle zuteilen. Gleichzeitig sollte eine Rationsberechnung anhand von Laborwerten der vorgelegten Futterkomponenten erfolgen. Eine Rationsberechnung ermöglicht eine Aussage darüber, inwiefern eine Anpassung der Energiedichte der Ration notwendig ist. Es sollte auf jeden Fall auf eine wiederkäuergerechte (Strukturversorgung) Ration geachtet werden. Weil energiedefizitbedingte Stoffwechselstörungen oft schwer zu erkennen sind, muss in der Startphase die Energieversorgung regelmässig kontrolliert werden. Dies kann z. B. mit den Ketose-Risikoklassen (1–4) gemacht werden.

Milchharnstoff hoch / FEQ hoch
Ursache: Überschüssiges pansenabbaubares Protein kann nicht von den Pansenmikroben in wertvolles Mikrobenprotein umgewandelt werden. Das überschüssige Protein wird über die Leber in Harnstoff umgewandelt und über Harn und Milch ausgeschieden. Diese Umwandlungsprozesse belasten die Leber und den Stoffwechsel. Dieser Prozess ist sehr energieaufwendig und führt zu einem zusätzlich erhöhten Energiebedarf. Darüber hinaus kann ein länger anhaltender Überschuss an abbaubarem Rohprotein Klauenerkrankungen fördern und über Gebärmutterentzündungen zu Fruchtbarkeitsproblemen führen. Gleichzeitig wird die ungenügende Energieversorgung über die Mobilisierung von Körperfettreserven kompensiert. Bei einer zu ausgeprägten Mobilisierung der Körperreserven (Abmagern) besteht das Risiko von Stoffwechselkrankheiten wie z. B. Ketose. Meistens äussern sich diese Störungen schleichend und können zu Fruchtbarkeitsproblemen wie Brunstlosigkeit, keine oder schlechte Brunstsymptome und Zysten führen.

Massnahme: Der Protein- sowie Energiegehalt der Ration sollte dem Leistungsniveau der Herde angepasst werden. Dies kann durch Steigerung der Energiedichte oder Absenkung des Gehalts an pansenabbaubarem Protein in der Ration erfolgen. Eine Rationsberechnung anhand von Laborwerten der vorgelegten Futterkomponenten wird empfohlen, um eine optimale Anpassung der Ration zu ermöglichen. Es sollte auf jeden Fall auf eine wiederkäuergerechte (Strukturversorgung) Ration geachtet werden. Weil energiedefizitbedingte Stoffwechselstörungen oft schwer zu erkennen sind, muss in der Startphase die Energieversorgung regelmässig kontrolliert werden. Dies kann z. B. mit den Ketose-Risikoklassen (1–4) gemacht werden.